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Veröffentlicht 4. August 2016

Im Fokus: Digital Leadership – Interview mit Christiane Brandes-Visbeck

Mit Christiane Brandes-Visbeck sprechen wir im #BWInspiration-Interview über das Thema Digital Leadership und Unternehmenskultur.

Die Digitale Transformation wird ein immer wichtigeres Thema und Unternehmen können sich auf Dauer nicht davor verschließen. Vor allem die Führungsebene ist hier für eine erfolgreiche Implementierung gefragt.

Letzte Woche luden wir Christiane Brandes-Visbeck von Ahoi Consulting zu unserem Lunch Webinar ein und sie sprach zum Thema Digitale Transformation und Unternehmenskultur. Da wir das Thema so spannend finden, nutzten wir die Gelegenheit für ein kleines Interview.

 

Was macht Ahoi Consulting?

© Katrin Schmitt

© Katrin Schmitt

Ahoi Consulting ist eine innovative Managementberatung, die ich 2004 gegründet habe. Vorher hatte ich bei einer Bertelsmann-Tochter als Online-Chefredakteurin und Director Content Business Development gearbeitet, die die Internetkrise Anfang 2000 nicht überstanden hatte. Ahoi Consulting ist über die Jahre ein Ein-Frau-Unternehmen geblieben, weil ich für meine Aufträge keine festen Mitarbeiter_innen, sondern zuverlässige Projektpartner mit ganz unterschiedlichen Expertisen benötige.

Unsere Beratungsschwerpunkte haben sich analog zu meiner persönlichen digitalen Transformation von 360 Grad-PR über Website- und Social-Media-Konzeption bis hin zu crossmedialen Content-Strategien entlang der Customer Journey entwickelt. Das Thema Leadership Qualities spielte bei meinen Beratungen immer eine große Rolle. Seitdem Geschäftsführer, Vorstände und Führungskräfte im mittleren Management verstehen, dass die digitale Transformation Chefsache ist, ist das Thema „Digital Leadership“ ins Zentrum meiner Arbeit gerückt.

 

Wie bist du auf das Thema Digital Leadership gestoßen und was findest du an dem Thema so spannend?

Weil ich schon immer Chefredakteurin werden wollte, habe ich sehr schnell Karriere gemacht: Mit nur drei Jahren Berufserfahrung als Fernsehjournalistin wurde mir die Leitung eines jungen Fernsehmagazins angeboten. Heute hätte man die dafür gegründete Produktionsfirma T1 New Media „Start-up“ genannt und meine Position vielleicht „Chief Product Officer“. Auf jeden Fall hatten wir als eine der ersten TV-Produktionsfirmen in Deutschland ein professionelles, digitales Schnittsystem im Einsatz. Mit dem haben wir ganz unkompliziert und schnell ungewohnte Optiken und Sendungsabläufe kreieren können. Wie cool und disruptiv unsere Sendung Avanti (Grüße an bento, unser Name wurde damals ähnlich belächelt, weil es einen Pizza-Service gab, der so hieß) mit Götz Alsmann war, haben wir daran gemerkt, dass wir liebgewonnene Zuschauergewohnheiten gestört haben, damit richtig hohe Einschaltquote erzielt hatten und Leitmedien anfingen, unsere Entwicklung zu verfolgen.

Auf einmal waren wir First Mover und Thought Leader, also innovative Menschen, deren unkonventionelles Wirken in der Branche wahrgenommen wurde. Ich finde, damit trägt man als Chefredakteurin eine große gesellschaftliche Verantwortung. Denn es stellt sich ja die Frage: Was mache ich mit den neuen technischen Möglichkeiten? Wie nutze ich sie im Sinne unserer Werte? Was kann man Zuschauern zumuten, aber auch den Mitarbeitern? Wie binde ich das Thema auf dem Weg in die neue, ungewohnte Zukunft ein? Diese Challenge mag ich. Heute frage ich mich: Was kann ich dazu beitragen, damit wir ganz viele Menschen werden, die Verantwortung übernehmen, mutig in die Zukunft sehen, die digitale Transformation anpacken und sagen: Hello, Digital Leadership!

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Was zeichnet einen guten Digital Leader aus?

Meine persönliche Definition von Digital Leadership lautet: „Digital Leader gestalten mit ihren Teams eine sinnhafte Unternehmenskultur, um an der digitalisierten Gesellschaft teilzuhaben und sich am automatisierten Markt der Zukunft behaupten zu können.“

Nach einer internationalen Umfrage von 2015 der Personalberatung Russell Reynolds unter Top-Managern sind es diese Merkmale, die einen Digital Leader von einer klassischen Führungskraft unterscheidet:

  • innovativ
  • disruptiv
  • mutig in der Führung
  • sozial hoch kompetent und
  • entschlossen.

Wenn man diese kurze Liste in den Alltag übersetzt, dann steuert eine klassische Führungskraft Aufträge und ein Digital Leader zwischenmenschliche Prozesse. Während eine klassische Führungskraft Aufgaben verteilt, Ressourcen plant und Ergebnisse bewertet, geschieht alles das beim Digital Leadership im Team. Miteinander reden, gemeinsam neue Regeln entwickeln, Konflikte erkennen und lösen – das ist die neue Prozessoptimierung.

Ein Digital Leader hört zu, fällt keine vorschnellen Urteile, ist offen für Fremdes und Neues, stellt alle aktuellen Prozesse und Usancen auf den Prüfstand, stellt sich individuell auf ganz unterschiedliche Menschen und ihre Kommunikationsbedürfnisse ein, nimmt sich Zeit für seine Mitarbeiter, gibt ihnen Raum und Zeit für ihre Selbstorganisation als Team, nimmt Konflikte als Zeichen für Veränderungen wahr, gibt regelmäßig klares, konstruktives Feedback und nimmt selbst Feedback an, ist entscheidungsfreudig, verlässlich, gibt einen Vertrauensvorschuss und vermeidet „Ja, aber“. Vor allem ist er offen für Impulse von außen und gut vernetzt. Die soziale Reputation und der Grad seiner Vernetzung sind das, was einem Digital Leader Einfluss verleiht.

 

Welche Tipps kannst du Führungskräften auf den Weg geben, die die Digitale Transformation in ihrem Unternehmen vorantreiben möchten?

Als erstes ist zu überlegen, wie weit man selbst bereit ist, als Digital Leader zu agieren: Kann ich innovativ und disruptiv sein bzw. halte ich es aus, wenn einige meiner Mitarbeiter genau das sind? Bin ich sozial kompetent? Kenne ich die Stärken der einzelnen Mitarbeiter und wie setze ich sie zum Wohle unserer Teamarbeit ein? Kann ich Kommunikation auf Augenhöhe? Kann man mir vertrauen? Habe ich einen langen Atem? Bin ich mutig genug und entschlossen, unsere digitale Disruption zu begleiten und mit meinem Team dahin zu gehen, wo noch kein Mensch war? Sehe ich in meinen Mitarbeitern die wichtigste Ressource? Kann ich unsere Arbeitsprozesse so gestalten, dass die Mitarbeiter sich wohl genug fühlen, um Höchstleistungen zu erbringen? Kann ich agil arbeiten, Fehler zulassen und dafür sorgen, dass sie früh gemacht und schnell korrigiert werden? Bin ich bereit, unseren digitalen Transformationsprozess so zu gestalten, dass ich (fast) alle mitnehmen kann?

Als Digital Leader sind Sie bei allem ein Vorreiter, ein Vorbild. Wenn Sie etwas tun, was nicht den vorab definierten Werten Ihrer Digital-Leadership-Vision entspricht, wird man Sie daran messen. Digital Leadership wird Ihnen leichter gelingen, wenn Sie nach und nach gemeinsam mit Ihrem Team eine Digital-Leadership-Vision entwickeln, auf die alle eingeschworen sind. Damit haben Sie die Richtung festgelegt, nicht aber den Weg.

Eine bahnbrechende Veränderung wie die digitale Transformation eines Teams oder eines Unternehmens kann nur MIT den Menschen funktionieren und nicht gegen sie. Damit ist es die Aufgabe eines Digital Leaders, dieses Mindset vorzuleben. Wenn man es versteht, auf eine sympathische und gelassene Art und Weise Vorbild zu sein und Orientierung zu bieten, ist man auf einem guten Weg. Nicht, weil man alles besser kann oder genauer weiß, sondern weil man sich selbst und sein Team so gut kennt, dass man darauf vertrauen kann, gemeinsam eine passende Lösung für alles zu finden.

Wahre Digital Leader sind für mich alles diejenigen, die sich trauen, die digitale Transformation im Unternehmen anzugehen. Nicht, indem man Horrorgeschichten erzählt, einen Mörderdruck aufbaut und alle zwingt, dabei zu sein. Sondern indem man vorlebt, dass es funktionieren kann. Digital Leader sind die Brücke zwischen der übersichtlichen, hierarchisch strukturierten Unternehmenskultur und der komplexen, vernetzten digitalisierten Welt.

 

Was ist deiner Meinung nach das größte Hindernis in der Unternehmenslandschaft, um die Digitale Transformation erfolgreich zu implementieren?

Nach einigen beruflichen Ups and Downs habe ich verstanden, warum die Mehrheit der Menschen Innovation, Disruption und Veränderung nicht mögen KANN. Nicht jeder eignet sich zum Leadership. Viele Menschen, auch Führungskräfte, sind sehr ängstlich! Vielleicht, weil sie zu viel zu verlieren haben oder weil sie befürchten, dass sie das Neue überfordert. Oder weil sie ohne ein sicheres Netz oder ohne eine sehr große Not niemals dazu bewegt werden können, nach vorn zu sehen und sich in die Zukunft zu trauen. Denn eines ist klar: In der digitalisierten Welt kann ein CEO maximal ein Influencer sein, aber kein alleiniger Bestimmer mehr.

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Was können Mitarbeiter tun, wenn der eigene Chef die Digitale Transformation nicht unterstützt/nicht daran interessiert ist?

Jeder Chef möchte erfolgreich sein und erwartet, dass ihn sein Team dabei unterstützt. Es nützt jetzt wenig, die Erfolgsparameter verändern zu wollen oder seinen Chef darüber zu belehren, was besser oder richtiger wäre. Ich würde versuchen, meinem Chef die Aspekte des Digital Leaderships darzustellen, aus denen er Vorteile für sich selbst ableiten kann. Nach dem Motto: What’s in it for me? Schlagen Sie ihm beispielsweise vor, dass Sie und Ihre Kollegen in Ihrem eigenen Aufgabenbereich etwas verändern oder digitalisieren wollen, um zu testen, ob sie damit schneller und effektiver werden. Das wird er beobachten. Wenn es klappt, machen Sie weiter mit dem nächsten Projekt.

Vielleicht führen Sie in Ihrem Büro Feedbackregeln ein und Sie lernen sich gegenseitig zu unterstützen, weil Sie in einer Chatgruppe ihre Aufgaben diskutieren. Sie könnten auch fragen, ob Sie einen Inhouse-Workshop über „Die Ressource Mitarbeiter als Erfolgsfaktor“ planen dürfen, sozusagen als ersten Schritt in Richtung Digital Leadership. Wenn Sie mit der Personalabteilung sprechen, fragen Sie nach, ob man so etwas Innovatives nicht auch firmenweit machen könnte – auf einem Innovation- oder Hackday. Vernetzen Sie sich mit Gleichgesinnten und schlagen Sie vor, dass Sie so einen Tag mitorganisieren würden (wenn sich HR für eine mehrtägige Freistellung einsetzt, die Sie brauchen, um das Projekt zu planen). Damit haben Sie das Team Ihres Chefs als innovativ positioniert – das wird seinem Ruf nicht schaden. Im Gegenteil. So kann es sein, dass Sie ihn möglicherweise zu weiteren Schritte in diese Richtung animieren.
Seien Sie mutig: Boldly Go!

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Christiane Brandes-Visbeck für das spannende Interview. Mehr Informationen zum Thema Digital Leadership finden Sie auf Ahoi Consulting.

Hier können Sie die Aufzeichnung zum Webinar einsehen:

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