Wenn Halloweenkostüme Shitstorms auslösen…

Jedes Jahr an Halloween schallt es „Süßes oder Saures“ durch die Straßen und es riecht nach Karamell und Schokolade. Und was wäre Halloween ohne die Kostüme. Nun gibt es immer wieder Leute, die sich für ein Kostüm entscheiden, das nicht sonderlich gut gewählt ist und dieses Jahr waren die Fehlgriffe und die darauffolgenden Shitstorms im Social Web besonders groß. Welche Kostüme dieses Jahr für Aufregung sorgten, sehen wir uns mit unserem Social Media Monitoring Tool Brandwatch näher an.

Das richtige Kostüm zu wählen, ist nicht einfach. Es soll möglichst einzigartig sein, um auf Halloweenpartys nicht auf mögliche Zwillinge zu treffen. Da wird Monate lang vorher gegrübelt, überlegt und geplant. Kreative basteln und schneidern selbst, andere bestellen bequem im Internet. Die einen schnitzen ihren Kürbis zu einem Kunstwerk, andere verwandeln gleich ihr gesamtes Grundstück in eine Halloween-Kulisse, verkleiden ihre Haustiere oder spielen ihren Kindern einen bösen Streich:

Neben den mehr oder weniger kreativen, lustigen und grusligen Kostümen, fallen immer wieder welche aus der Reihe – und zwar nicht im positiven Sinne. Während früher die Aufregung regional beschränkt war, verbreiten sich heutzutage Shitstorms Dank des Internets weltweit. Folgende Kostüme sorgten dieses Jahr für besonders viel Empörung im englischsprachigen Web:

Anna Rexia Kostüm

Das Kostüm sorgte bereits 2011 für Aufsehen, als es zum ersten Mal in einem Online-Shop beworben wurde, dann aber nach einer Petition schnell vom Netz genommen wurde. Dieses Jahr tauchte das Kostüm abermals in einem Online-Shop auf. Auch wenn es von den Vertreibern schnell aus dem Netz genommen wurde, war es zu spät. Der Screenshot kursierte durchs Netz. Darauf abgebildet eine Frau, die ein enges schwarzes Kleid mit einem aufgedruckten Skelettkörper trägt. An sich nichts Schlimmes. Wären da nicht das Maßband, das die Frau um ihre Hüfte hält und der Name des Kostüms: Anna Rexia – abgeleitet von der Essstörung Anorexia nervosa. Beworben wurde das Kostüm mit dem Satz „You can’t never be too rich or too thin“.

Boston Marathon Bombenanschlag Opfer Kostüm

Weitreichende Folgen hatte das Halloweenkostüm einer 22-Jährigen aus Michigan. Sie postete am 31. Oktober ein Foto von sich auf Twitter und Instagram, verkleidet als Opfer des Boston Marathon Bombenanschlags mit Trikot und Kunstblut. Es dauerte nicht lange, bis die ersten auf Twitter reagierten und ihr Missfallen zum Ausdruck brachten. Doch das war nur der Anfang des Shitstorms, der sehr bald aus dem Ruder lief. User verbreiteten private Fotos, ermittelten ihre Adresse und die ihrer Eltern, die daraufhin Todesdrohungen erhielten. Das Löschen ihrer Accounts und mehrmaliges Entschuldigen konnten den Shitstorm nicht mildern. Es ging sogar so weit, dass sie wegen dem Kostüm ihren Job verlor.

9/11 Twin Towers Kostüm

Die Meldung zu dieser Kostümwahl verbreitete sich im Social Web erst am 6. November, obwohl der Halloween Kostüm Contest schon in der Halloweennacht stattfand, aber dafür umso heftiger. Zugetragen hatte sich alles in einem Nachtclub in Chester, England. Ein DJ wählte aus allen anwesenden Kostümen die „Besten“ aus. Der erste Platz wurde mit 150 Pfund prämiert und ging an zwei 19-jährige Studentinnen, die sich als die Zwillingstürme des World Trade Centers verkleideten. Die eine als South-Tower, die andere als North-Tower zum Zeitpunkt des Anschlags mit viel “Liebe zum Detail”: Neben den einschlagenden Flugzeugen und explodierenden Flammen, wurden sogar die Opfer des Anschlags, die sich aus dem Fenster stürzten, mit Edding auf das Kostüm gemalt. Wie das Kostüm den Contest gewinnen konnte, sorgte für viel Unverständnis im Netz.

Trayvon Martin & George Zimmerman Kostüm

2012 wurde Trayvon Martin von George Zimmerman erschossen. Die Tat löste eine rege Diskussion über Diskriminierung von Afro-Amerikanern in Amerika aus. Am 27. Oktober wurde ein Foto auf Facebook veröffentlicht mit der Bemerkung: „Happy Halloween from Zimmerman & Trayvon“ Auf dem Bild steht eine Frau zwischen zwei Mittzwanzigern, einer von ihnen verkleidet als Trayvon Martin mit blutverschmiertem Kapuzenpulli und Blackface (dem respektlosen dunklen Anmalen heller Haut), der andere als George Zimmerman, der seinem Kumpel seine Hand zu einer Pistole geformt an den Kopf hielt. Schnell löste das Foto einen Sturm an Tweets von aufgebrachten Usern aus.

Crazy Eyes Kostüm

Die amerikanische Schauspielerin Julianne Hough ist nach eigenen Aussagen ein großer Fan der Serie „Orange ist the new Black“ und verkleidete sich als Crazy Eyes, ein Charakter der Serie. So schön, so gut. Das Kostüm hätte an sich für keine Aufregung gesorgt, höchstens für vermehrtes Nachfragen, wen sie eigentlich mit dem Kostüm darstellen will. Die eigentliche Empörung stellte die Tatsache dar, dass sich die Schauspielerin die Haut dunkel tönte, um dem Hautton der Schauspielerin des Charakters ähnlicher zu sehen. Diesen Shitstorm hatte die Julianne Hough vermutlich nicht kommen sehen und entschuldigte sich öffentlich für ihr Kostüm.

Diese Beispiele zeigen, wie schnell sich ein Shitstorm im Social Web ausbreiten und aus dem Ruder laufen kann, mit weitreichenden Konsequenzen für den Betroffenen. Deswegen sollte man sich genau überlegen, welches Kostüm man wählt. Eine Problematik, die wir in Deutschland bisher (zum Glück) noch nicht haben.