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Veröffentlicht 21. März 2017

Im Fokus: Original Unverpackt – Interview mit Milena Glimbovski

Milena Glimbovski ist eine Macherin. 2014 gründete sie in Berlin „Original Unverpackt“ – einen Laden, der ohne Einwegverpackungen auskommt.

Milena Glimbovski ist eine Macherin. 2014 gründete sie in Berlin „Original Unverpackt“ – einen Laden, der ohne Einwegverpackungen auskommt. Inzwischen umfasst das Konzept auch einen Online-Shop und ein Magazin.


Milena, was war deine Motivation „Original Unverpackt“ (OU) zu gründen?

Mich hat genervt, dass ich keine Alternative hatte. Wenn ich Lebensmittel kaufen wollte, musste ich welche mit Verpackung kaufen. Deshalb habe ich den Laden gegründet: ich wollte selbst bestimmen können wie ich lebe und wie ich konsumiere. Und scheinbar ging das anderen Leuten genauso.


Offenbar, zur Eröffnung des Ladens in Berlin habt ihr 100.000€ über Crowdfunding eingenommen. Wo steht ihr jetzt – finanziell und auch im Konzept?

Wir finanzieren uns aus dem laufenden Betrieb des Ladens und des Online-Shops. Wir machen aber keine Gewinne, da wir alles reinvestieren. Bisher wollte ich keine große Finanzierungsrunde machen, wie das viele Startups tun. Ich finde es schön, dass ich niemandem Rechenschaft schuldig bin, sondern langsam und nachhaltig wachsen kann.

Ich sehe OU als eine Marke, die die Werte vertritt, hinter denen ich stehe: nämlich ein besseres Leben für Mensch, Natur und Tier zu ermöglichen. In diesem Bereich kann noch soviel gemacht werden, es ist noch so viel zu tun! Ich habe noch so viele Ideen, aber leider nicht die Zeit, sie alle umzusetzen.

Das Magazin ist nur ein Schritt, hier können wir aufklären, informieren und Alternativen aufzeigen. Man muss die Alternativen zum Teil auch noch herstellen. Die Frage ist nicht was machen wir als nächstes, sondern wann machen wir das.


Du sprachst es gerade an: kürzlich habt ihr das OU-Magazin gelauncht. Da geht es nicht nur um Zero Waste, sondern um Nachhaltigkeit im allgemeinen, aber auch um das Leben in Berlin. Welches Konzept steckt dahinter?

Beim Magazin sind wir noch in der Experimentierphase. Studenten der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde haben im Rahmen eines Seminars eine Marktforschung für uns gemacht. Dabei haben sie herausgefunden, dass die Menschen an tatsächlichen Tipps für ein nachhaltiges Leben im Alltag interessiert sind, aber auch lokale Empfehlungen für Orte und Veranstaltungen haben möchten. Da viele unserer Leserinnen und Leser aus Berlin kommen, fangen wir erstmal mit Berlin an, wollen das aber später noch ausweiten.


Wie seid ihr auf die Idee zum Magazin gekommen?

Wir teilen in unserer Community sehr oft Artikel von anderen Magazinen, haben aber gemerkt, dass die Beiträge oft nicht aktuell genug oder die Artikel oft so langweilig geschrieben sind. Es gab einfach kein cooles nachhaltiges Magazin. Es gibt ein paar gute Blogs, werden aber häufig eher hobbymäßig betrieben.

Da war eine Lücke, die wir gut besetzen konnten. Und da ich selbst schon lange blogge und im Internet unterwegs bin, kam ich auf die Idee eines eigenen Magazins. Ich finde es extrem wichtig, dass man als Magazin auch eigenen Content kreiert und nicht nur die Informationen aufgreift, die auch alle anderen schon teilen. Deshalb besteht unsere Redaktion aus drei Redakteurinnen und einer Fotografin. Bilder sind aus meiner Sicht extrem wichtig im Internet. Ein Vorschaubild entscheidet darüber ob du auf den Beitrag draufklickst oder nicht. Egal wie gut oder schlecht die Headline ist.


Welche Rolle spielt die digitale Sphäre in deinem Geschäftsmodell?

Eine ganz, ganz große Rolle. Ohne die Community hätte es Original Unverpackt nicht gegeben, weil wir beispielsweise kein Geld gehabt hätten. Aber nicht nur zum Start des Ladens war die Community extrem wichtig. Auch heute können wir über die Community, die wir im Laufe der Zeit aufgebaut haben, andere Geschäftszweige realisieren.

Eine große Anzahl an Fans sind für den Erfolg neuer Entwicklungen maßgeblich mitverantwortlich. Wir haben beispielsweise einen Online-Shop gelauncht und durch unsere Community gleich Kunden, die es interessiert hat. Viele, die nicht in Berlin waren, konnten so endlich bei uns einkaufen.

Auch beim Launch unseres Magazins spielte die Community eine große Rolle, denn wir hatten gleich Leser und Reichweite. Normalerweise fängt man bei solchen Projekten bei Null an und muss sich die Reichweite hart erkämpfen. Bei uns war sie von Anfang an da.


Wie findest du raus, was die Community interessiert?

Einerseits ist das oft deckungsgleich mit dem, was mich persönlich interessiert. Unsere Themen sind: frei von Plastik, nachhaltig leben, nachhaltig reisen, müllfrei konsumieren und leben. Alles was sich um diese Themen dreht, beschäftigt mich natürlich auch privat und ich bin viel in entsprechenden Facebook-Gruppen unterwegs. Natürlich bekommen wir auch direktes Feedback aus der Community: Was sind die Inhalte, die die Leute teilen oder liken? Mit der Zeit bekommt man ein gutes Gefühl dafür, was die Menschen interessiert.


Kommen die Leute zu euch oder gehst du bewusst auf Communities zu?

Wir interagieren überwiegend in unserer eigenen Community. Zum Launch des Online-Shops haben wir die Neuigkeiten auch in anderen Facebook-Gruppen gepostet. Das hat funktioniert, obwohl es ja offensichtlich Werbung ist, die in Facebook-Gruppen oft verpönt ist. Wir haben allerdings auch nicht wahllos in diverse Gruppen gepostet, sondern waren auch schon vorher Mitglied in diesen Gruppen und kannten die Tonalität dort.


Wir haben im Brandwatch-Blog auch eine Reihe zu Women in Tech – Women-in-Startups ist eine ähnlich seltene Spezies. Wie ist deine Erfahrung als Gründerin?

Ich habe im Umfeld des Social-Impact-Lab gegründet und war dabei umgeben von Green-Startups. Diese Startups sind weniger auf Wachstum, sondern auf Mehrwert angelegt, bei ihnen steht die Idee im Vordergrund. In dieser Szene gibt es viel mehr Frauen als beispielsweise im Umfeld von Tech-Startups. Was wieder das Klischee bedient, dass sich Frauen mehr um das Soziale kümmern.

Wenn ich allerdings auf anderen Veranstaltungen unterwegs bin, beispielsweise in den Bereich E-Commerce oder Tech, begegne ich vorwiegend Männern. Dabei fällt mir auf, dass sich Frauen oft nicht so gut verkaufen, dass sie sich eher bescheiden verhalten und ihre Erfolge nicht so stark in den Vordergrund stellen, wie Männer. Das finde ich sehr schade. Ich habe die unfähigsten Männer kennen gelernt, die groß beschreiben, was ihr Startup macht. Am Ende handelt es sich noch nicht einmal wirklich um ein Startup, sondern um einen selbständigen Grafikdesigner. Es geht mir dabei nicht so sehr um die Bezeichnung, sondern darum, dass einige Leute vermeintlich große Erfolge verkaufen, auch wenn nur die Hälfte davon stimmt und Frauen, die großartige Dinge machen, häufig zu bescheiden sind, darüber zu erzählen.

Ich kenne dieses Verhalten auch von mir selbst, aber habe es mir inzwischen angewöhnt, viel über meine Projekte zu erzählen. Sonst wissen die Leute nicht, was man tolles macht. Woher denn auch, wenn man es selbst nicht mal erzählt. Ich versuche über meine Ängste hinauszuwachsen. Häufig habe ich den Eindruck, dass ich viel leichter abgestempelt werde als arrogant, zickig oder nervig. Aber ich sage mir, dass ich nicht allen gefallen muss und kann deshalb selbstbewusst darstellen, was ich geleistet habe. Eigentlich leite ich ja auch zwei Firmen – zusätzlich noch den Verlag „Ein guter Verlag“.

Posted by Original Unverpackt on Thursday, November 10, 2016


 

Das wäre sicher Stoff für ein weiteres Gespräch, aber nochmal zurück zu Original Unverpackt: Wie sieht der Supermarkt der Zukunft aus?

Das ist eine gute Frage. Es wäre auf jeden Fall ein Supermarkt, in dem man komplett müllfrei einkaufen könnte. Dort gäbe es Produkte, die lokal produziert werden. So würden sich nicht nur Lieferketten verkürzen, sondern auch die lokale Wirtschaft gestärkt werden. Außerdem würde er viel weniger Fertigprodukte und mehr Fleischalternativen führen.

Was ich mir eigentlich wünsche ist gar nicht nur der perfekte Supermarkt, sondern wie kaufen Kunden ein und wie sie die Lebensmittel wertschätzen.

Schön wäre, wenn die Produktion dieser Lebensmittel – auch die Landwirtschaft – viel mehr in den Städten stattfinden würde. Das ist ja die Zukunftsvision: Vertical Farming. Es geht dabei aus meiner Sicht nicht darum, dass Städte hier unabhängig von der Landwirtschaft werden, sondern, dass alles einen Schritt näher tritt und den Menschen stärker bewusst wird, wie viel Energie und Wasser es braucht, um Lebensmittel herzustellen. Ich glaube wenn das den Menschen bewusst wäre, würden sie nicht so viele Lebensmittel verschwenden. Wer schon mal eine Tomatenpflanze auf dem Balkon hatte, weiß, wie oft man sie gießen muss und wie lange es dauert, bis man am Ende eine Handvoll Tomaten hat. So jemand weiß Tomaten auf einmal besser zu schätzen. Wenn man wertschätzender mit Lebensmitteln umgeht, ist man am Ende vielleicht auch bereit mehr zu zahlen. Da wir aber alle schon lange den Discounter und lächerliche Preise gewöhnt sind, verhalten wir uns respektlos gegenüber den Lebensmitteln und den Ressourcen.

Was sind aus deiner Sicht Trends im Einzelhandel und wie verhalten sie sich zu deiner Vision?

Es gibt einen Trend, der meiner Vorstellung total entgegensteht und den ich früher total gefeiert habe: das sind die ganzen To-Go-Produkte. Immer mehr Discounter und Cafés bieten sie an. Auch viele Cafés, die ihre Salate selber machen, verpacken sie nochmal in Plastik. Da frage ich mich immer: Warum?

Auch die Verpackung von Produkten wird sehr stark zum Marketing genutzt. In Kopenhagen habe ich sogar einzeln in Plastik verpackte Äpfel gesehen. Das hat mich total aufgeregt. Aus meiner Sicht sollte nicht alles und nicht immer kleiner abgepackt werden.

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